Hast Du schon mal von Third Culture Kids gehört?
Bezeichnest Du Dich vielleicht selbst als ein Third Culture Kid?
Das erste Mal, dass ich den Ausdruck „Third Culture Kid“ gehört habe,
war in einem Gespräch mit Sean, einem meiner Freunde in Barcelona.
Wir hatten darüber gesprochen, wie es ist, in anderen Ländern zu leben, und wie diese Gesellschaften uns beeinflussen.
Third Culture Kids ist ein interessantes Konzept und bezeichnet Kinder, die nicht im Land ihrer Eltern großwerden, oder während ihrer Kindheit und Jugend öfter umgezogen sind und Länder gewechselt haben.
Sie entwickeln quasi aus ihren Erfahrungen eine „Drittkultur“, die aus den verschiedenen Einflüssen der Kulturen der Länder, in denen sie gelebt haben, bestehen.
Sean ist in Indonesien geboren, mit 5 ist er mit seinen Eltern nach Kalifornien gezogen, gefolgt waren dann Jahre in Indonesien, in den Niederlanden, Deutschland und seit 10 Jahren lebt er in Spanien.
Er ist viel gereist, und in seiner Zeit als Jugendlicher und junger Erwachsener,
hat er sich immer wieder die Frage nach seiner kulturellen Identität gestellt.
In unserem Interview auf Englisch sprechen wir über:
- Seine Erfahrungen in den verschiedenen Ländern zu leben (Minute 1:39 bis Minute 4:00)
- Seine Entdeckung des Konzepts „Third Culture Kid“-TCK und wie er sich gefühlt hat (Minute 4:15 – 9:00)
- Wie er die Frage: „Woher kommst Du?“ beantwortet (9:00 – 13:00)
- Mit welchen inneren Konflikten er gekämpft hat und wie er es gelöst hat (13:00-17:00)
- Wie er seine kulturelle Erfahrung in seinen Alltag einbringt (17:00 – 22:00)
Besonders an diesem Interview hat mir gefallen, dass Sean offen darüber berichtet, dass er
in der Zeit seines Studiums nach einem Grund gesucht hat, warum er sich „leer“ und „allein“ fühlt, obwohl er viele Freunde hat.
Das hatte damals nichts mit Orientierungslosigkeit zu tun, aber eher mit der Frage, wer er war und wer er sein wollte.
Er entdeckt das Konzept von „Third Culture Kids“ gegen Ende seines Studiums in den Niederlanden.
Er ist glücklich darüber und denkt: Das bin ich!
Es entspannt ihn, denn er versteht: Es ist ok, in diesem Moment, nicht zu wissen, wohin es geht oder wer er ist.
Immer wieder stellt er sich die Frage: „Was ist überhaupt „Zuhause“? und findet Antworten darauf.
Ich fand es ebenfalls interessant, dass er erzählt, dass er durch die Yogaretreats, die er in Marokko organisiert hat oder durch das Schließen von Freundschaften mit Menschen, die in Russland und Litauen leben, mehr über die Denkweisen erfahren hat und ein besseres Verständnis dafür entwickeln konnte.
Was mir ebenso gut gefallen hat, waren seine Ausführungen über die Frage: „Woher kommst Du?“
Auf die Frage „Woher kommst Du?“ zu antworten, hatte er damals auch seine Schwierigkeiten.
Er wollte früher den Menschen in der kürzesten Zeit erzählen, wer er war, ihnen zeigen, dass er nicht der „typische Asier“ war und anders großgeworden ist.
Er wollte, dass Menschen gut über ihn denken, ihn so akzeptieren, wie er ist und nicht stereotypisieren. Er wollte eine Identität finden, auf die er stolz ist.
Seiner Meinung nach ist man mit 25 oder sogar bis 30 Jahren noch im Prozess sich selber zu kennen und unsicher, wer man ist.
Mittlerweile akzeptiert er sich, wie er ist, als Mensch, der in vielen Kulturen gelebt hat.
Er weiß um seine Stärken und kann sich Frage nach Herkunft problemlos stellen.
Seine Tipps und Aussagen:
- Lesen und Gleichgesinnte finden, mit denen man sich austauschen kann
- Sich selber kennenlernen und seine Biographie so zu akzeptieren, wie sie ist
- Offen, tolerant und diplomatisch sein ( was er in den Niederlanden gelernt hat)
- Immer auf Gemeinsamkeiten mit anderen fokussieren
- Wenn man jemanden richtig versteht, heißt es nicht, dass man mit der Person einverstanden ist.
- Es geht darum sich zu verstehen, indem man sich zuhört.
- Internet hat die Welt globalisiert, mittlerweile teilen wir viele Gemeinsamkeiten mit vielen Menschen in anderen Ländern und können darüber eine Verbindung zu ihnen entwickeln.
Wir freuen uns über jeden zu hören, der Third Culture Kids-Erfahrungen hat, oder der sich in vielen Ländern wohlfühlt und von dem wir etwas lernen.
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