Deutsche mit Migrationshintergrund

Kinder mit Migrationshintergrund

Migrationtionshintergrund hin oder her….

Überall ist von Migrationshintergrund die Rede.

Aber was heißt das eigentlich?

Hast Du Dir diese Frage auch mal gestellt?

Als ich dieses Wort zum ersten Mal in seinem Kontext gehört haben, habe ich mir eben jene Frage gestellt:

„Habe ich eigentlich Migrationshintergrund?“

Eigentlich lachhaft, weil ich in 3 Ländern und in verschiedenen Städten gelebt habe :),

aber anscheinend gibt es je nach Land präzise und verschiedene Definitionen.

Bezieht sich Migration eigentlich nur auf Personen, die eine andere Nationalität haben?

Die von einem Land in ein anderes umziehen?

Haben Kinder mit binationalen Eltern eigentlich Migrationshintergrund? Und wenn, warum?

Wir Menschen tendieren ja immer dazu, Kategorien schaffen zu wollen.

Und eine dieser Kategorien ist es Menschen nach ihrer „Nationalität“ oder „Herkunft“ zu kategorisieren.

Ich bin ja kein Freund von Kategorisierungen und Statistiken, insbesondere bei diesem Thema.

(Falls Du mein Video dazu nicht gesehen hast, hier ist es.)

Aber ich habe versucht, mir mal einen Überblick zu verschaffen.

Definitionen ändern sich – Definitionen sind je nach Land anders

Als das Wort zum ersten Mal aufkam, hatte es eine etwas andere Definition.

In Deutschland gibt es vom Statistischen Bundesamt eine offizielle Definition über „Menschen mit Migrationshintergrund“: (Die kannst Du auch HIER im PDF Dokument nachlesen)

„Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt.“

Also schließt es für das Bundesamt folgende Personen ein:

  1. zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer
  2. zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte
  3. (Spät-)Aussiedler
  4. Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit durch Adoption durch einen deutschen Elternteil erhalten haben
  5. mit deutscher Staatsangehörigkeit geborene Kinder der vier zuvor genannten Gruppen“

Man unterscheidet auch zwischen Migrationshintergrund im engen und im weiten Sinne,

Ausländer mit eigener Migrationserfahrung,

Deutsche mit eigener Migrationserfahrung,

Ausländer mit eigener Migrationserfahrung

und Deutsche mit Migrationshintergrund, aber ohne eigene Migrationserfahrung.

Also ein ganz schöner Strang an Subkategorien.

Ehrlich gesagt, muss man ein bißchen nachdenken, um sich da etwas Klarheit zu verschaffen,

und stellt fest: Migrationshintergrund ist eigentlich nichtssagend.

Und ich weiß immer noch nicht, welcher Kategorie ich angehöre.

Wenn ich es aber richtig verstehe, müsste ich nach dieser Definition einen Migrationshintergrund haben.

Schauen wir uns nun die österreichische Definition an:

„Als Personen mit Migrationshintergrund werden hier Menschen bezeichnet, deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Diese Gruppe lässt sich in weiterer Folge in Migrantinnen und Migranten der ersten Generation (Personen, die selbst im Ausland geboren wurden) und in Zuwanderer der zweiten Generation (Kinder von zugewanderten Personen, die aber selbst im Inland zur Welt gekommen sind) untergliedern.“

(Hier kannst Du es in der Quelle nachlesen)

Laut dieser Definition würde ich keinen Migrationshintergrund haben.

In der Schweiz sieht es noch etwas anders aus. (Quelle: hier)

Zur vom BFS definierten Gruppe der «Bevölkerung mit Migrationshintergrund» gehören Personen ausländischer Staatsangehörigkeit und eingebürgerte Schweizerinnen und Schweizer – mit Ausnahme der in der Schweiz Geborenen mit Eltern, die beide in der Schweiz geboren wurden – sowie die gebürtigen Schweizerinnen und Schweizer mit Eltern, die beide im Ausland geboren wurden.

Würde man das Wort Schweiz durch das Wort Deutschland ersetzen, würde ich laut dieser Definition ebenfalls keinen Migrationshintergrund haben.

Wir stellen fest, dass je nachdem, wo man geboren wird, oder hinzieht,

anders kategorisiert werden würde.

Helfen uns diese Statistiken irgendwie weiter, um herauszufinden, wie die Menschen sind?

Sie repräsentieren vielleicht einen Aspekt der Personen,

aber nicht die Erfahrungen, die sie machen,

die Verhaltensweisen und Denkweisen, die sie haben,

das Wissen, das sie besitzen,

die Sprachen, die sie sprechen,

die Rituale, die sie pflegen,

die Kontakte, die sie knüpfen,

und die Feiern, die sie feiern.

Noch widersprüchlicher ist folgendes:

„Deutsche, die von deutschen Eltern im Ausland geboren und gelebt haben, werden nicht als Deutsche mit Migrationshintergrund bezeichnet.“

Also…..Deutsche, die oft jahrelang im Ausland gelebt haben,

gelten nicht als Deutsche mit Migrationshintergrund?

Das ist lustig, denn…

Fakt ist, dass sie einen „Migrationsbackground“ haben, egal ob das jetzt in der Statistik steht oder nicht.

Sie haben woanders gelebt,

sie haben Migrationserfahrung,

und haben wahrscheinlich teilweise andere Denkweisen und Verhaltensweisen angenommen.

Es gibt sogar Programme für „Rückkehrende deutsche Fachkräfte“ für eine reibungslose Rückkehr nach Deutschland.

Warum wohl?

Nun fragt man sich, welchen Nutzen wir aus diesen Statistiken ziehen sollen?

Können wir durch diese Migrationshintergrundstatistiken irgendeinen Konflikt oder Problem lösen?

Ich denke, nein.

Sagt dieses Wort „Migrationshintergrund“ überhaupt etwas aus, bei all diesen Subkategorien?

Meiner Meinung nach nicht.

Migration innerhalb Deutschlands

Denn selbst in Deutschland zieht man hin und her.

Vom Norden in den Süden und umgekehrt.

Vom Osten in den Westen und umgekehrt.

Und immer trifft man auf Unterschiede, neue Kulturen,

neue Dialekte, die man teilweise nicht versteht.

und eine unglaubliche Vielfalt an Menschen,

von denen mache leider auch Vorurteile den eigenen Landsleuten gegenüber haben.

Wie würde man diese Menschen nennen: „Deutsche mit innerdeutschen Migrationshintergrund“?

Ein Berliner, der seinen Wohnsitz nach München verlegt, wäre dann ein Deutscher mit innerdeutschen Migrationshintergrund?

Eine Gesellschaft zu beschreiben ist schwierig.

Für viele Phänomene brauchen wir Statistiken.

Allerdings sind diese in diesem Fall nicht wirklich nützlich.

Wir brauchen neue Wörter, um Phänomene zu beschreiben.

Wenn wir allerdings von „Migrationshintergrund“ sprechen, sehe ich hier, dass wir letztendlich von zwei Kategorien von Menschen sprechen.

Die Deutschen.

Die Deutschen mit Migrationshintergrund

Dies entspricht keiner modernen Beschreibung einer Gesellschaft.

Denn wir haben wieder das alte Konzept:

WIR

DIE ANDEREN

Es hilft weder eine fruchtbare Diskussion zu führen noch Lösungen für Konflikte und Probleme zu finden.

Und was denkst Du?

Was ist Deine Meinung zu dem Begriff: „Migrationshintergrund“?