„Hast du ein Glück viele Sprachen sprechen zu können!!!!!“
Schon mal gehört?
Es ist klar, dass wenn man mit Eltern, die verschiedene Muttersprachen haben, aufwächst,
die Wahrscheinlichkeit größer ist,
dass Vater und Mutter mit ihren Kindern in ihrer jeweils eigenen Sprache sprechen.
Wie hast Du Deine Mehrsprachigkeit als Kind erlebt?
Und wie erlebst Du sie jetzt?
Ist es nun gut oder schlecht mit Kindern in vielen Sprachen zu sprechen?
Heute, in Zeiten der Globalisierung, gibt es viele Paare,
die mit Mehrsprachigkeit konfrontiert sind,
wenn sie eine Familie gründen.
In vielen Blogs und bei Freunden höre ich viele Sorgen und Ängste in Bezug auf die sprachliche Erziehung der Kinder.
Sorgst Du Dich auch um Deine Kinder?
Hast Du Angst, dass sie Deine eigene Sprache nicht richtig sprechen werden?
Oder die Sprache des Landes in dem Du lebst?
Hast Du selber negative Erfahrungen damit gemacht?
Einige Eltern verzichten sogar völlig darauf, mit ihren Kindern in ihrer Muttersprache zu sprechen,
weil sie denken, dass es für sie schädlich ist.
Als Kind des Multilinguismus und durch mein sprachwissenschaftliches Studium hat mich dieses Thema in der Uni brennend interessiert.
Die Texte und Studien, die zu diesem Thema durchgeführt wurden,
habe ich mit mir selber verglichen und ich habe mich auch selber und viele andere analysiert.
Mit einigen Ergebnissen und Aussagen bin ich einverstanden, bei anderen habe ich so meine Zweifel.
Denn jede Person, jedes bilinguale oder multilinguale Kind ist anders.
Selbst bei Geschwistern, die mit den gleichen Eltern aufwachsen, gibt es große Unterschiede.
Was ist also das Geheimnis der besten sprachlichen Erziehung?
Ich sage:
Man soll sich nicht so viele Sorgen machen.
Das einzige Geheimnis ist von den jeweiligen Sprachen umgeben zu sein und mit diesen regelmäßig zu kommunizieren.
Die Sprachen um uns herum
Wie lernen wir sprechen?
Laut Studien versuchen Kinder,
am Anfang Dinge oder Handlungen aus ihrer Umgebung zu erkennen und ihnen Namen zu geben,
die sie immer wieder von ihren Eltern oder anderen Menschen hören.
Das Wichtigste für sie ist jedoch die Bedeutung der Wörter.
Deshalb lernen sie zuerst Wörter mit Bedeutungen wie:
„Auto, Haus, Bett“
und im Laufe der Zeit fügen sie Artikel, Präpositionen und Suffixe hinzu.
Kinder lernen keine Sprache, indem sie üben, Worte bewusst zu wiederholen.
Ihr Ziel ist es nicht, eine Sprache zu lernen, sondern kommunizieren zu können.
Und sie lernen es unbewusst in der Interaktion mit ihrer Umgebung.
Die sprachliche Umgebung
Jede Familie ist eine Welt für sich.
Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation mit ihren Kindern.
Und die Umgebung, in der Kinder wachsen, ist von grundlegender Bedeutung für ihre Kommunikation.
Ist es ein Kind von Eltern mit Migrationshintergrund,
von Diplomateneltern,
von Eltern verschiedener Nationalitäten,
Kind einer sprachlichen Minderheit eines Landes?
Und wo leben sie?
Es gibt viele verschiedene Fälle von Zweisprachigkeit oder Mehrsprachigkeit,
und für jeden Fall gibt es andere Möglichkeiten, die Kommunikation zu organisieren.
Das klassische Beispiel mit einigen Variationen
Nehmen wir den Fall von Eltern mit zwei verschiedenen Sprachen,
die in dem Land leben, in dem die Sprache eines der beiden Elternteile gesprochen wird.
Zum Beispiel:
Italienischer Vater und dänische Mutter, die in Italien leben.
Die Mutter spricht mit ihrem Kind auf Dänisch,
der Vater auf Italienisch.
Das Kind wächst in einer Umgebung auf (Stadt, Kindergarten, Familie),
die hauptsächlich auf Italienisch kommuniziert.
Nehmen wir an, dass die Eltern auch auf Italienisch miteinander kommunizieren.
Natürlich wird in diesem Fall die Hauptsprache des Kindes Italienisch sein.
Was würde die Mutter idealerweise tun, um die Interaktion des Kindes auf Dänisch zu fördern?
- An einem oder zwei Tagen in der Woche das Kind zum Dänischunterricht schicken
- Dänische Geschichten vorlesen, Lieder singen und dänischsprachige Bücher kaufen
- Treffen mit dänischen Freunden organisieren, die idealerweise auch Kinder haben
- Regelmäßige Reisen nach Dänemark
Die Situation würde sich etwas ändern, wenn die Eltern beispielsweise auf Englisch miteinander sprechen würden.
Manchmal ist es so, dass Paare verschiedener Sprache sich auf Englisch kennenlernen,
und dass die Kommunikationssprache keine der Muttersprachen der beiden ist.
In diesem Fall entscheiden die Eltern, wie sie die Kommunikation als Familie organisieren. Lernen Sie die Sprache des anderen Partners,
oder wird Englisch als Familiensprache festgelegt.
Kinder erkennen die verschiedenen Codes und wissen, wer was wann spricht.
Stellen wir uns jetzt vor, dass dieses Paar in Frankreich leben würde.
Wir hätten dann eine komplett unterschiedliche sprachliche Situation.
Das Kind würde mit seinem Vater auf Italienisch kommunizieren,
mit seiner Mutter auf Dänisch.
Nehmen wir an, die Eltern kommunizieren auf Italienisch,
die gesamte Umgebung ist jedoch frankophon:
die Kinderkrippe, die Schule, die Kommunikation mit Nachbarn und die Stadt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass nach einigen Monaten oder Jahren in diesem Fall die Hauptsprache des Kindes Französisch ist.
Die Eltern müssten dann hier festlegen, wie sie die anderen Sprachen fördern.
Es gibt sehr viele Fälle von Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit:
- Einwandererkinder, die zu Hause die Sprache der Eltern sprechen, die Sprache der Gesellschaft außerhalb;
- Einwandererkinder, die in einem zweisprachigen Land oder einer zweisprachigen Region wie Katalonien leben, wo zwei Sprachen außerhalb des Familienkerns gesprochen werden;
- zweisprachige Kinder, die in zweisprachigen Ländern leben, dessen Sprachen nicht die Sprachen der Familie ist;
- Diplomatenkinder, die in einem Land leben, dessen Sprache anders als die Muttersprache ist (z. B. Ägypten), aber in eine Schule gehen, (z.B amerikanische Schule), wo die Schulsprache anders als die Landessprache und die Sprachen der Eltern ist.
- Kinder von Eltern einer sprachlichen Minderheit
- Und noch viel mehr….
Und wie kommunizieren wir?
Bei jeder Situation, in der wir uns befinden,
ist es wichtig, dass das Kind die Möglichkeit hat, in den verschiedenen Sprachen zu interagieren.
Manche Kinder können schon früh sprechen und leicht kommunizieren,
andere brauchen viel länger.
Eltern müssen geduldig sein und keine anspruchsvolle Einstellung haben.
Eltern sollten auch nicht erwarten, dass Kinder zwei oder drei Sprachen gleich gut sprechen können.
Es ist sehr wichtig, das Kind auf natürliche Weise kommunizieren zu lassen,
es nicht zu belasten und niemals zu bestrafen,
wenn es nicht in der erforderlichen Sprache spricht.
Man sollte keine Sätze wie: „Ich verstehe Dich nicht, wenn Du so sprichst“ sagen.
Das Kind weiß, dass die Eltern es verstehen.
Oder: „Ich antworte Dir nicht, wenn Du es nicht auf… sagst“.
Dies kann dazu führen, dass negative Gefühle gegenüber einer Sprache entwickelt werden.
Sprachen sollten nicht mit negativen Emotionen oder Gefühlen in Zusammenhang gebracht werden.
Als Erwachsene oder junge Erwachsene haben wir hart daran gearbeitet,
die Fremdsprachen, die wir gelernt haben, zu verbessern und zu perfektionieren.
Aber für Kinder ist Kommunikation ein Spiel.
Als Eltern muss man die Austauschmöglichkeiten in einer anderen sprachlichen Umgebung ein wenig leiten und organisieren,
die Mehrsprachigkeit fördern,
und sicherstellen,
- dass das Kind Sprachunterricht in der oder den anderen Sprachen hat,
- Treffen mit anderen Muttersprachlern organisieren,
- lesen, hören und in der anderen Sprache schreiben,
- in der anderen Sprache fernsehen,
- regelmäßig in die Länder fahren, wo die jeweils andere Sprache gesprochen wird,
und den Rest erledigen die Kinder selber.
Und welche Erfahrungen hast Du gemacht?
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