Welche Wörter hörst Du ständig in den Medien, die sich auf verschiedene Kulturen beziehen?
Wahrscheinlich Interkulturalität und Multikulturalität:
interkulti und multikulti.
Die Klassiker!
Wenn Du diese bei Google eingibst, bekommst Du über hunderttausende Ergebnisse.
Sie werden ständig von Politikern, Wissenschaftlern und uns selbst benutzt,
oft ohne richtig zu wissen, wo der Unterschied liegt.
Und jetzt ist der Begriff Transkulturalität am Kommen.
Aber, was heißt Transkulturalität denn eigentlich?
Lust auf ein klein bisschen Theorie?
Es wird nicht langweilig!
Um es kurz zu machen:
Interkulturalität beschreibt Kulturen als einzelne abgeschlossene Gebilde.
Sie betrachtet sie unabhängig voneinander.
Hier die eine- dort die andere.
Beide haben unterschiedliche Systeme, die unabhängig voneinander funktionnieren.
In der Multikulturalität leben Gruppe von Kulturen zusammen,
die allerdings auch unabhängig voneinander betrachtet werden.
Und bei der Transkulturalität sind Kulturen miteinander verflochten und können sich durchdringen.
Und jetzt die Frage?
Welcher Begriff beschreibt die heutige Realität am besten?
Transkulturalität natürlich!
Dieser Begriff der Transkulturalität wurde in Deutschland hauptsächlich von einem Philosophen geprägt:
Wolfgang Welsch.
Der erste, der den Begriff allerdings verwendet hat, war Fernando Ortiz Fernández, ein Kubaner.
Er beschrieb Transkulturalität als Einfluss der Kulturen aufeinander und analysierte die gegenseitigen Beziehungen.
Schauen wir uns Kuba an, verstehen wir auch sehr gut warum.
Kuba ist eine kulturell und ethnische Mischung von Menschen,
die ursprünglich aus Europa, Afrika, Asien und den zentralamerikanischen Inseln gekommen sind.
Übrigens können wir von Lateinamerika sehr viel lernen,
dazu jedoch ein einem späteren Beitrag.
Transkulturalität ist eigentlich auch nichts Neues:
Betrachtet man es auf der Makroebene (also auf die Gesellschaft bezogen),
wissen wir, dass es schon immer Völkerwanderungen und Migration gab.
Diese Völker und Migranten brachten neue kulturelle Einflüsse mit,
die mit der Zeit in den jeweiligen Regionen/Gesellschaften teilweise übernommen wurden.
Kulturen wurden miteinander verflochten.
Auch heute sind unsere Gesellschaften von anderen Kulturen durchdrungen.
In der Musik sieht man es besonders.
Mozart und Beethoven werden überall um den Globus herumgespielt.
Menschen auf allen Kontinenten singen Shakiras spanischen Text mit.
Hip Hop wurde überall übernommen.
Es gibt kulturelle Einflüsse auf unser Essverhalten,
unsere Gesundheit und Freizeit und eigentlich auf jeden Lebensbereich.
Kann man sich heute Deutschland ohne Yogastudios vorstellen?
Es werden Therapien und Lebensstile übernommen und gelebt.
Betrachtet man alles auf der Mikroebene, merken wir, dass wir heute alle „kulturelle Mischlinge“ sind.
Diese Bezeichnung kommt nicht von mir, sondern von Wolfgang Welsch selber.
Aber ich stimme dem 100 % zu.
Wir sind heute in ständigem Kontakt mit Menschen aus anderen kulturellen Hintergründen.
Wir reisen viel mehr als früher.
Das Reisen wird zunehmend persönlicher durch Airbnb und kleinen Pensionen.
Wir sind viel mehr in Kontakt mit den Menschen vor Ort.
Kommunikation kommt meistens durch die „Weltsprache“ Englisch zustande.
Durch das Erasmus-Programm, die internationale Freiwilligenarbeit hat man die Möglichkeit
überall herumzukommen und wird beeinflusst.
Wie oft hast Du Freunde bei Dir eingeladen und Thailändisch oder Italienisch gekocht?
Aus welchen Ländern kommen die Serien, die Du auf Netflix schaust?
In meinen Unterrichten erlebe ich immer wieder, dass die Deutschlerner in anderen Ländern
Fans von deutschen Netflixserien sind.
Sie lernen so viel über die deutsche Gesellschaft.
Das ist beachtlich!
Welche Romane, Zeitungen und Magazine liest Du?
Mit wem kommunizierst Du bei Deiner Arbeit?
Wir sind heute so vielen kulturellen Einflüssen ausgesetzt.
Wir können uns ihnen gar nicht mehr entziehen.
Wir sind alle kulturelle Mischlinge und sollten uns dies auch bewusst sein.
Wir sind alle Puzzles, zusammengesetzt aus kulturellen Fetzen,
die wir im Laufe unseres Lebens in uns aufgenommen haben.
Also transkulturell denken, und nicht mehr interkulturell! ????
Ja!
Akzeptiere Deine Kulturen (denen Du begegnest und begegnen wirst),
lebe sie und lass sie ein Teil von Dir werden!
Juni 17, 2018 at 1:39 pm
Hallo Rayane, sehr genau ausgedrückt „kulturelle Mischlinge“. Ich bin der gleichen Meinung. Transkulturalität ist ein sehr spannendes Thema und ich finde, dass du mit diesem Blog einen Nerv triffst! Ich lese sehr gerne deine Artikel. Weiter so! Liebe Grüsse, Krassi Hagedorn
Juni 18, 2018 at 11:24 am
Hallo Krassi, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, Transkulturalität ist nicht nur spannend, sondern sehr aktuell. Lieben Gruß,Rayane